Stephan Rechberger

Informatiker & Historiker


Löhr



Jacob Löhr war als Schwarzfärber tätig, auch Manger genannt. Die zu färbende Stoffe erhielt der Schwarzfärber von den Leineweber, die in Amorbach ansässig waren. Dazu wurden die Leinenstoffe in einen Zuber mit diversen eisenhaltigen Zutaten (Eisensalze, Eisenoxide, Ruß und Kohle) mit Gerbsäuren getan, die diesen Stoffen eine schwarze Farbe verliehen. Auch dieser Beruf war, ähnlich wie bei den Gerbern, wegen des Umgangs mit den Gerbstoffen, wie Urin, für Infektionen sehr anfällig. Wie die Gerber wird auch Jacob Löhr an dem Fluss Mud, der die Stadt durchfließt, gewohnt und gearbeitet haben.

1688 grassierte eine Seuche in Amorbach. In dieser Zeit wird Jacob Löhr ein Opfer der nicht zu bestimmenden Krankheit und stirbt am Anfang des Jahres. Im Todeseintrag im Kirchenbuch wird er als Totengräber bezeichnet. Das Gewerbe des Totengräbers war im Mittelalter und der Frühen Neuzeit als unehrlicher Beruf angesehen. Ähnlich wie der Beruf der Gerber und eben des Schwarzfärbers, weil diese mit übelriechenden Substanzen arbeiten mussten. Folglich konnte auch nur eine Person, die schon einen als damals unehrlichen Beruf ausübte, nur als Totengräber fungieren.

Aus dem Stadtarchivs Unterlagen geht hervor, dass sein Vater Hans Löhr mit seiner Ehefrau Ursula Schlanter sich im Jahre 1623 nach Ladenburg begeben hat. Für diese Reise stellte ihm die Stadt einen sogenannten Geburtsbrief aus. Dieser war ein Vorläufer unseres Reisepasses. Damit konnte er sich ausweisen, die damaligen vielen Landesgrenzen überqueren. Es war die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und das Reisen war gefährlich. Ein Jahr zuvor hatte der "tolle Mansfelder" Ladenburg eingenommen und teilweise schwer verwüstet. Die Stadt war zwischen den katholischen Bischof von Worms, der hier zeitweise seine Residenz errichtete und dem Heidelberger Pfalzgrafen ein Grund sich immer wieder zu bekriegen. Jacob Löhr war kurmainzischer Untertan, während Ladenburg zum Bistum Worms gehörte und somit Ausland war.

Warum Hans Löhr, seine Frau und wohl auch seine Kinder sich ein Jahr nach der Verheerung von Ladenburg dorthin begeben haben, wird aus den Quellen leider nicht erwähnt. Vielleicht gab es verwandtschaftliche Beziehungen dorthin und möglicherweise familiäre Verpflichtungen, die diese Reise notwendig machten. Am 1. Mai 1623 wird noch eine Tochter Eva in Amorbach geboren, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Familie in der zweiten Jahreshälfte nach Ladenburg gereist ist. Wie lange der Sattler Hans Löhr und seine Familie sich dort aufhielten ist leider ebenfalls nicht belegt. Nach 1623 wird die Familie von Hans Löhr bis zur Heirat von Jacob Löhr 1650 nicht mehr in den Kirchenbüchern erwähnt und so kann davon ausgegangen werden, dass sie in Ladenburg blieb. Der Sohn Jacob Löhr könnte so möglicherweise in Ladenburg geboren worden sein und hat vielleicht auch hier das Handwerk des Schwarzfärbers erlernt.



Blick auf das Flüsschen Mud, welches Amorbach durchfließt


709/X. Generation

Löhr, Anna Maria

Konf.: röm.-kath.

~ Amorbach, 17.08.1663 + Amorbach, 25.11.1709
⚭ Amorbach, den 01.06.1688 mit Storch, Johann Petrus


1418/XI. Generation

Löhr, Jacobus

Konf.: röm.-kath.

Beruf: Bürger,Schwarzfärber, Manger, 1688 Totemgräber

~ + Amorbach, 14.01.1688
1. ⚭ Amorbach, 27.02.1650 mit Stalph, Elisabetha

Kinder Geboren/Getauft Gestorben/Begraben Verheiratet
Johann Valentin - Schuster ~ Amorbach, 17.10.1652 +
Maria Barbara ~ Amorbach, 06.04.1658 +
Johann Jacobus ~ Amorbach, 06.04.1661 +
Anna Maria ~ Amorbach, 17.08.1663 + Amorbach, 25.11.1709 ⚭ Amorbach, den 01.06.1688 mit Storch, Johann Petrus
Johann Adam ~ Amorbach, 02.09.1667 +


2826/XII. Generation

Löhr, Hans

Konf.: röm.-kath.

Beruf: Bürger und Sattler

~ +
⚭ mit Schlanter, Ursula

Kinder Geboren/Getauft Gestorben/Begraben Verheiratet
Christopherus ~ Amorbach, 26.12.1620 +
Eva ~ Amorbach, 01.05.1623 +
Jacobus ~ + Amorbach, 14.01.1688 ⚭ Amorbach, 27.02.1650 mit Stalph, Elisabetha

Ältere Geburtsbriefe der Stadt Amorbach v. Emmerich, Karl
Hanß löhrs satlern, der sich nach Ladenburg begeben,
sein Abschiedt, und zugleich auch sein, löhrs haußfrawen Ursulä,
Hern Valentin Schlanters Tochter, geburtsbrief erhalten.




Zuletzt aktualisiert: 08.09.2023