Die Familienbezeichnung Volk hat sich wohl aus dem Namen Volkhardt heraus entwickelt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Familie schon seit dem Mittelalter in Amorbach ansässig war. In der Ortsliste von 1629 wird ein Velten Völckert, Hans Völckert und ein Oswald Völckert erwähnt. 1646 wird Oswald Völcker(t) von französischen Marodeuren vor den Mauern der Stadt erschlagen. Möglicherweise ist er der Vater meines ersten fasslichen Vorfahrens dieses Namens in Amorbach: Georg Volck bzw. Völcker(+1693), war von Beruf Wagner und starb Ende 1693 an einer nicht benannten Seuche, der auch ein paar Wochen später auch seine Ehefrau zum Opfer fiel.

Der Sohn Johann Michael (1676-1762) verdiente seinen Lebensunterhalt als Schweinehirt. Die zu hütenden Schweine werden wohl den Bürgern Amorbachs gehört haben. Vielleicht befand sich auch die gesamte Schweinezucht in seinem Besitz. In jeden Fall wird er in den Quellen als "Bürger und Schweinehirt" bezeichnet. Er verstarb 1762 im gesegneten Alter von 86 Jahren. Keiner Söhne folgten ihm in seinem Beruf nach.

Sein Sohn Christoph (1702-1773) übte das Maurerhandwerk aus und er wird wohl auch an dem Neubau der Abteikirche mitgewirkt haben. Am 10.10.1760 stirbt seine Ehefrau Anna Ursula und nur sechs Wochen später, am 25.11.1760, heiratet er die sehr viel jüngere Anna Eva Storch. Kinder aus der ersten Ehe, die schnell mit einer Mutter versorgt werden mussten, gab es nicht. Die Eile dieser Eheschließung ist bemerkenswert, aber in Amorbach dieser Zeit nicht unüblich. Christoph Volk wird auch als Besitzer eines Weinbergs am Amorbacher Wolkmannsberg erwähnt.

Sein erstgeborener Sohn Adam Joseph (1762-1819) und sein Enkel Joseph Anton (1793-1840) übten ebenfalls das Maurerhandwerk aus. Beide starben an der Tuberkulose. Eine sehr häufige Todesart im Amorbach des 19. Jahrhunderts. Der jüngste Sohn Franz (1768-1837) war Tüchner und befasste sich mit der Tuchherstellung. Seine Nachkommen sind in die USA (Milwaukee) ausgewandert und leben bis heute im Staate New York.

Der Vater meiner Urgroßmutter war Valentin Volk (1831-1894). Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Schuhmacher. Daneben wird er in den Kirchenbüchern auch als Feldschütze bezeichnet. Sein jüngerer Bruder Michael Anton (1837-1859) stirbt in einem Feldlazarett in Zweibrücken. Möglicherweise dienten beide Brüder bei den damaligen bayrischen Streitkräften. Durch das Aufkommen industriell hergestellter Schuhe und der Entstehung überregionaler Märkte durch eine schnellere Anlieferung durch die Eisenbahn, wurde es für die eingesessenen Handwerker in Amorbach immer schwieriges Geld damit zu verdienen. Im Jahre 1982 lernte ich einen älteren Herrn und ehemaligen Lehrer aus der Familie Fertig kennen. Er war schon damals über 90 Jahre alt und erinnerte sich noch gut daran, wie er Valentin Volk damals seine Schuhe zur Reparatur brachte. Dieser hatte seine Werkstatt in der heutigen Abteigasse. Dort wurde auch meine Urgroßmutter geboren.

Seine Tochter und meine Urgroßmutter Franziska Pauline Volk (1866-1936) musste sich als eine Aufwartefrau ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. 1905 leistete sie bei ihrem letzten Kind Geburtshilfe. Das linke obere Bild von ihr wurde aus diesem Anlass aufgenommen. Sie war zu diesem Zeitpunkt in Frankfurt tätig und zog danach nach Mülheim an der Ruhr. Dort heiratete sie 1905 den Maurerpolier Johann Peter Gerhard aus Dillhausen. Wie sich die beiden kennengelernt haben, ist mir nicht bekannt. Auch über den Verbleib der Geschwister meiner Urgroßmutter ist mir nichts bekannt.

Standesamt Mülheim an der Ruhr, Nr. 110
Mülheim a.d. Ruhr, am vierten Mai 1905.
Vor dem unterzeichnenden Standesbeamten erschienen heute zum Zwecke der Eheschließung:
1. der Maurerpolier Johann Peter Gerhardt, Witwer, der Persönlichkeit auf Grund der
der Aufgebots Verhandlungen anerkannt katholischer Religion, geboren am 26. Juni 1868
zu Dillhausen, Kreis Oberlahn, wohnahft in Mülheim an der Ruhr, Sandstr. 103, Sohn
der verstorbenen Eheleute: Maurer Peter Gerhardt und Katharina geborene Rink, zuletzt
wohnhaft in Dillhausen.
2. die Wartefrau Franziska Pauline Volk, der Persönlichkeit anerkannt, katholischer Religion
geboren den 23.Dezemebr 1866 in Amorbach, Bezirksmat Miltenberg, wohnhaft in Mülheim
an der Ruhr, Wiesenstr. 17, Tochter der verstorbenen Eheleute Schuhmacher Valentin Volk
und Franziska geborene Fertig wohnhaft in Amorbach
Als Zeugen war zugezogen und erschienen:
3. der städtische Vollziehungsbeamte Georg Matthias Blum der Persönlichkeit durch seinen
Zivilversorgungsschein anerkannt, 38 Jahre alt, wohnhaft in Mülheim (Ruhr) Broick,
Wilhemstr. 8
4. der Wirt Karl Hill der Persönlichkeit nach durch den Zuzeigen zu 3 anerkannt
60 Jahre alt, wohnhaft in Mülheim an der Ruhr, Froschenteich Nr. 26.
Verlesen, genehmigt und unterschrieben:
Johann Gerhardt, Pauline Gerhardt geboerne Volk, Georg Blum, Karl Hill
Standesamt Dinslaken, Nr. 167
Dinslaken, am 17. Juni 1936
Vor dem unterzeichnenden Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach
bekannt, der Malermeister Josef Gerhardt, wohnhaft in Dinslaken, Blücherstraße 66
und zeigt an, daß Franziska Pauline Gerhardt, geborene Volk, ohne Beruf
65 Jahre alt, wohnhaft in Dinslaken beim Anzeigenden, geboren zu Amorbach,
Bezirksmat Miltenberg, am 23. Dezember 1866, Witwe, zu Dinslaken in der
gemeinsamen Wohnung am 17. Juni des Jahres 1936, vormittags um fünf Uhr
verstorben sei.
Vorgelsen, genehmigt und unterschrieben: Josef Gerhardt

Amorbach Katholisches Kirchenbuch
1819| Gestorben: 19. Januar| Adam Volk civis et murraius huis at. an. 59
Todesursache: Lungenfurcht

Amorbach Katholisches Kirchenbuch K 2 (1660-1711), S. 123
1702 8. Februaris Christopherus, Michaelis Volck f.l.
susc. Christopherus Fertsch der junge bader alhier.

Amorbach Katholisches Kirchenbuch K 2 (1660-1711), S. 327
1700 16. Novembris Juvenis Michael Volck cum virgine Margaretha,
Hans Reicherts alhier seel. Dochter.